
10 Jahre ‘HOME - Das ist unsere Erde’. Wie steht es um unseren Planeten heute?
‘HOME – Das ist unsere Erde’, der preisgekrönte Film des bekannten französischen Fotografen Yann Arthus-Bertrand über unseren Planeten und das empfindliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, feiert nächstes Jahr 10-jähriges Jubiläum. Wir haben den Film als DVD jetzt zufällig bei unserem jüngsten Umzug wiedergefunden und nach so langer Zeit erneut angeschaut und waren genauso fasziniert, aber auch erschrocken, wie vor fast 10 Jahren.
Der Film wurde seinerzeit in 9 Sprachen übersetzt, kostenlos auf YouTube angeboten und war überall auf der Welt in Kinos zu sehen. Auf diese Weise wurden laut Wikipedia bis 2015 über 600 Millionen Menschen erreicht. Yann Arthus-Bertrand zeigte uns damals bis dahin ungesehene Luftaufnahmen aus über 50 Ländern. Er hat uns darin teilhaben lassen an seiner Faszination für die Natur, aber auch an seinen Sorgen um ihre Zukunft. Aber was hat sich seither geändert? Hat sich überhaupt etwas geändert?

„Über vier Milliarden Jahre herrschte auf der Erde ein empfindliches, aber stabiles Gleichgewicht. In weniger als 200.000 Jahren hat ‚der Mensch’ dieses Gleichgewicht vollkommen durcheinander gebracht. Globale Erwärmung, Verknappung der Bodenschätze, bedrohte Artenvielfalt: Der Mensch gefährdet die Grundlagen seiner eigenen Existenz. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird unser rücksichtsloser Raubbau fast alle Ressourcen des Planeten verbraucht haben. Doch für Pessimismus bleibt keine Zeit: Wir haben nur noch knapp zehn Jahre, um die Entwicklung umzukehren. Wir müssen aufhören, die Schätze unseres Heimatplaneten zu plündern, und unsere Lebensweise von Grund auf verändern!“, so der Text auf der DVD-Hülle von damals.
Jetzt die alles entscheidende Frage: Was haben wir ‚Menschen’ seither daraus gemacht?
Yann Arthus-Bertrand sagte, wir haben noch knapp 10 Jahre, um die Entwicklung umzukehren und Zeit uns zu ändern. Fast 10 Jahre sind nun um und ich frage mich: Haben wir uns geändert? Hat sich überhaupt etwas verändert oder ist alles noch schlimmer geworden?
Ich bin ehrlich, ich persönlich denke auch erst seit ca. 3 Jahren intensiver über mein Tun und Handeln und die daraus resultierenden Konsequenzen für Mensch, Tier und Natur nach … obwohl ich den Film vor 10 Jahren gesehen habe! Mein Auslöser dafür ist unter anderem unser wunderbarer Sohn, der bald 2 Jahre alt wird. Er, so wie jedes andere Kind auf unserem Planeten, hat das Recht auf eine Zukunft, auf eine Welt in der es eine Chance auf ein gutes, gesundes Leben gibt und nicht für die Fehler vorrangegangener Generationen bezahlt werden muss. Mit dieser Verantwortung im Rücken sieht man den Film nochmal mit ganz anderen Augen und erschrickt, wenn man sich die ‚inzwischen 10 Jahre alten‘ Zahlen und Fakten des Films im jetzt und heute bewusst macht:
- 20% der Weltbevölkerung verbraucht 80% aller Ressourcen
- Die Ausgaben für Waffen sind 12-mal höher als die Hilfe für Entwicklungsländer
- 5.000 Menschen sterben ‚täglich‘ durch verschmutztes Trinkwasser
- Eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser
- Fast eine Milliarde Menschen hungern
- Mehr als 50% des weltweit gehandelten Getreides werden zu Viehfutter und Biotreibstoff
- 40% des Ackerlandes ist auf lange Zeit geschädigt
- Jedes Jahr verschwinden 13 Millionen Hektar Wald
- 1 von 4 Säugetieren, 1 von 8 Vögeln und 1 von 3 Amphibienarten sind vom Aussterben bedroht
- Die Arten sterben 1.000-mal schneller aus, als die Natur es vorgesehen hat
- Drei Viertel (3/4) der Fischgründe sind ausgeschöpft oder in einem kritischen Zustand
- Die letzten 15 Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen
- Das Polareis ist 40% dünner als vor 40 Jahren
- 2050 könnte es 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben
Stand: Juni 2009
Quelle: Film ‚HOME – Das ist unsere Erde‘
Wie sehen diese Zahlen heute aus? Laut unseren eigenen Recherchen haben sich die Zahlen zumeist verschlechtert oder haben sich garnicht verändert. Nur in einem Fall ist ein Wert besser geworden – das Waldsterben hat seit 2009 mit-15,4% abgenommen. Aber überzeugt euch gerne selber (Quellenangaben jeweils mit Link hinterlegt):
Hier die Zahlen, die wir im Vergleich zu denen aus 2009 recherchieren konnten:
- Die Ausgaben für Waffen (1.69 Billionen in 2016) sind immer noch 12-mal höher als die Hilfe für Entwicklungsländer (144.96 Milliarden in 2016)
- Immer noch 4.930 Menschen (-1,4% seit 2009) sterben ‚täglich‘ durch verschmutztes Trinkwasser (1.8 Millionen in 2015), darunter fast 1.000 Kinder (laut Unicef, 2015)
- Weiterhin fast eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser (748 Millionen in 2015), seit 2017 spricht Unicef sogar von 2,1 Milliarden Menschen!
- Immer noch fast eine Milliarde Menschen hungern (815 Millionen in 2017)
- Immer noch mehr als 50% des weltweit gehandelten Getreides werden zu Viehfutter und Biotreibstoff (57% in 2016/2017)
- Jährlich 1% des weltweiten Ackerlandes (laut Dust unto Dust-Studie, 2013) bzw. 10 Millionen Hektar (laut Umweltbundesamt, 2015) gehen jährlich verloren, damit wären wir jetzt hochgerechnet bei bereits fast 50% (+10% seit 2009) Ackerland das auf lange Zeit geschädigt ist
- Jedes Jahr verschwinden jetzt 11 Millionen Hektar Wald (-15,4% seit 2009) laut WWF-Studie von 2015
- Die Arten sterben immer noch 1.000-mal schneller aus, als die Natur es vorgesehen hat und mit jedem Grad wird das Sterben schneller (laut Thomas Hickler vom Senckenberg-Forschungszentrum für Biodiversität und Klima, Goethe-Universität Frankfurt, 2015)
- 90%! (laut Nabu, 2017) der Fischgründe sind ausgeschöpft oder in einem kritischen Zustand
- Die letzten 3 Jahre (2015, 2016 und 2017) waren die wärmsten seit 170 Jahren (laut Weltwetterorganisation, 2018)
- 2050 könnte es immer noch 200 Millionen Klimaflüchtlinge geben (laut Die Zeit, 2015)
Hier einige Fakten, die wir nicht 1:1 mit den Zahlen aus 2009 vergleichen konnten, aber dennoch Indikatoren sind, dass etwas schief läuft:
- Die Ressourcen eines Jahres werden von der Menschheit immer früher aufgebraucht – 2015 reichten die natürlichen Ressourcen bis 13. August, 2016 bis 8. August und 2017 war der ‚Earth Overshoot Day‘ bereits am 2. August (laut n-tv, 2017)
- Die Zahl der bedrohten Tierarten hat seit 2009 um über 40% zugenommen (laut IUCN, 2016)
- Jedes Jahr verschwinden bis zu 58.000 Tierarten (laut Spiegel, 2014)
- Das Eis der Arktis hat zwischen 1984 und 2014 um 94% abgenommen (laut Aufzeichnungen des Klimaforschers Ed Hawkins, 2016)
Stand unserer aktuellen Recherche: Mai 2018
Quellen: Unicef, Welthungerhilfe, Nabu, WWF, Weltwetterorganisation, Umweltbundesamt, Statista, Die Welt, Der Spiegel, Die Zeit, Bayerischer Rundfunk, n-tv, DWN, Deutsche Welle
Diese ’neuen‘ Zahlen zeigen mir sehr deutlich, dass sich in den letzten 10 Jahren nichts getan hat, das dazu beitragen wird, dass es unseren Kindern und den darauffolgenden Generationen besser gehen wird! Im Gegenteil … und das ist erdrückend.
In 10 Jahren nichts dazugelernt und nichts verändert
Offensichtlich haben wir aus dem Film und damit in den letzten 10 Jahren nichts dazugelernt. Es hat sich Nichts zum Positiven verändert oder zeigt zumindest eine bessere, positivere Tendenz auf.
Unserer Regierungen tun zu wenig für eine grundlegende und nötige Trendwende und lassen sich von Großkonzernen beeinflussen und zu falschem Handeln treiben. Schlimmer noch … unter Ihnen gibt es Menschen, wie Herrn Trump, der den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen hält und sich im Januar 2018 über Kältewellen in Kanada und den USA sogar noch lustig macht. Der durch ihn focierte Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen spricht Bände.
Die Mehrheit der Menschen ist weiterhin getrieben vom Konsumdenken. Das spiegelt unter anderem die verherende Bilanz der Fast Fashion Modeindustrie wieder. Ein gutes Beispiel, was die Welt und der Mensch vom nachhaltigen Umgang mit Ressourcen hält – nicht viel bei den Zahlen: Wir kaufen durchschnittlich 60% mehr Teile als früher und behalten sie dabei nur halb so lange. „2014 hat die Modebranche die Schallmauer von 100 Milliarden Kleidungsstücken durchbrochen und will bis 2030 nochmal um 60% wachsen.„, wie Kerstin Brodde im ZDF-Beitrag ‚plan b – Mode ohne Makel‚ eindrucksvoll erläutert. Die Umweltbelastung durch die Textilindustrie ist dabei viel größer als wir ahnen. 2015 waren allein die Treibhausgasemissionen der Textilindustrie höher als die der internationalen Luftfahrt und Schifffahrt zusammen!

Die Fleisch- und Milchindustrie verursacht derzeit 1/7 (14,5%) der weltweiten jährlichen Treibhausgas-Emissionen. In Zahlen: 7,1 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent (Äquivalent bedeutet hier: CO2 ist das bekannteste Treibhausgas, weshalb es als Grundlage für die Umrechnung von unterschiedlich starken Treibhausgasen, wie Methan oder Lachgas, verwendet wird) von 49 Milliarden Tonnen, laut einem Bericht des Weltklimarats IPCC von 2013. Die Heinrich Böll Stiftung hat festgestellt, dass die 20 weltweit größten Fleisch- und Milchkonzerne mit 932 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr mehr Emissionen als Deutschland, der viertgrößte Industriestaat der Welt, mit 902 Millionen Tonnen CO2/Jahr verursachen.
Hinzukommt, dass wir unsere jährlich zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen immer schneller und schneller verbrauchen und die Situation damit für uns, unsere Kinder und zukünftiger Generationen immer weiter verschärfen. Deutschland lebt seit dem 02. Mai 2018 auf Pump – alle natürlich verfügbaren Ressourcen für 2018 wurden bereits von uns verbraucht. Wir alle leben seither für den Rest des Jahres auf Kosten unserer Kinder und kommender Generationen!!! Wie können wir das immer noch zulassen?
alle haben die Pflicht Ihren (kleinen) Teil beizutragen
Sicher … die Welt läßt sich nicht von heute auf Morgen ändern, aber man darf angesichts der Zahlen und der allgemeinen Entwicklung von den letzten 10 Jahren enttäuscht sein. Mehr noch, geschockt sein! Wer heute immer noch nicht verstanden hat was für unsere Kinder auf dem Spiel steht, sein Leben weiterhin in Saus und Braus ohne Rücksicht auf die ‚endlichen‘ Ressourcen lebt, und dabei weiterhin ruhigen Gewissens schlafen kann … dem gehört ins Gesicht geschlagen! Vielleicht wacht derjenige dann auf.
Dabei muss jeder von uns nur seinen ‚kleinen‘ Teil dazu beitragen, damit wir gemeinsam Stück für Stück die Trendwende zu einem wieder gesunden und stabilen Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur schaffen. Hier ein paar Anregungen was jeder Einzelne von uns im Kleinen für ein nachhaltigeres Leben tun kann:
- weniger Fleisch essen
- Kleidungsstücke länger behalten und öfter tragen
- mehr alternative und nachhaltige Materialien nutzen
- weniger Leder, mehr Kork nutzen
- weniger heizen und weniger Wasser verbrauchen
- mehr Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen
- möglichst viele Elektrogeräte mit Energieeffizienzklasse A nutzen
- lokale/regionale Produkte und Dienstleistungen kaufen
- klimafreundliche Produkte bevorzugen
- möglichst wenig Plastikverpackungen kaufen, lieber Glas
- weniger Einwegverpackungen, wie Coffee-To-Go Becher kaufen
- auf Produkte mit hoher CO2-Bilanz verzichten
- auf Ökostrom umstellen
- etc. etc. etc.
Jeder kann also jeden Tag etwas dazu beitragen, um Treibhausgasemmisionen zu reduzieren und damit den Klimawandel zu verlangsamen. Wie sagte meine Oma stets, „Jeden Tag eine gute Tat, macht unsere Welt zu einem besseren Ort.„. Damals meinte Sie natürlich noch nicht das Klima, sondern den Umgang Miteinander, aber der Satz ist heute aktueller denn je.
Mein 1. Wunsch: Lasst uns die Fehler der Vergangenheit nicht weiter und weiter machen.
Mein 2. Wunsch: Ein gesundes und stabiles Weltklima.
Mein 3. Wunsch: Eine Zukunft für unsere Kinder und nachfolgende Generationen.Mein Antrieb: Mein Sohn, meine Familie.
Mein ‚kleiner‘ Beitrag: Weniger Fleisch, lokale, und klimafreundliche Produkte, Ökostrom
Mein ‚großer‘ Beitrag: KorkAllee.de – Nachhaltige Korkprodukte mit einer positiven Ökobilanz.Mein Ziel: Mehr Menschen von Kork begeistern, um meine 3 Wünsche zu erfüllen.
Vielleicht inspiriert dieser Beitrag jemanden über sich und sein Tun nachzudenken und etwas aktiv verändern zu wollen. Das würde mich freuen, denn das würde bedeuten, dass wir gemeinsam Stück für Stück die Trendwende zu einem wieder gesunden und stabilen Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur evtl. doch noch schaffen können.
Liebe Grüße,
Marcus von KorkAllee.de
PS: Für alle die den Film ‚HOME – Das ist unsere Erde‚ noch nicht kennen oder den Film wie ich nach fast 10 Jahren nochmal für sich entdecken möchten, hier der YouTube-Link zum kompletten Film: