Folge den fünf Yamas des Yogas

Der sogenannte „achtgliedrige Pfad nach Patanjali“ ist eine der bekanntesten Möglichkeiten, um dem Weg des Yogas zu folgen.  Ungefähr 200 nach Christus beschrieb der Verfasser Panjali diesen Pfad im Yogasudra (den sogenannten Leitfaden des Yogas). Diese acht Glieder bestehen aus den acht Gliedern: Yama (Moral und ethische Regeln), Niyama (Selbstdisziplin), Asanas (körperliche Yoga-Übungen), Pranayama (Atemtechniken), Pratyahara (Rückzug und Beherrschung der Sinne), Dharma (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Erleuchtung). Häufig werden sie auch als Stufen gesehen, wobei die fünf Yamas die Grundlage des yogischen Lebensweges sind. Die 5 Yamas sind damit quasi die moralischen und ethischen Regeln und fokussieren sich auf das Verhalten gegenüber anderen. 

Das erste Yama bildet „Ahimsa“, was übersetzt so viel heißt wie “andere nicht zu verletzten”. Jedoch ist dies nicht nur mit der Abwesenheit von Gewalt zu verstehen. Denn es heißt auch andere und sich selbst freundlich und aufrichtig gegenüber zu sein, zu vergeben und nicht zu verurteilen. Das bedeutet auch wohlüberlegt und gutmütig mit anderen Wesen und sich selbst umzugehen. Es bezieht sich dabei nicht nur auf unser Handeln, sondern auch unser Denken. Die Lehre geht somit auch davon aus, dass wir tiefen inneren Frieden finden können, wenn wir frei von negativen Gedanken gegenüber uns selbst und anderen sind. Im weitesten Sinne bedeutet das erste Yama auch die Absicht zu töten überwinden zu können. Damit geht die klassische Yoga-Lehre auch mit einer vegetarischen Ernährung einher. Das Umsetzten des Ahimsa kann anfangs zwar besonders herausfordernd sein, doch später auch sehr transformierend. So wird davon ausgegangen, dass Wesen enorme Fähigkeiten erlangen können, wenn sie dieses erste Yama einmal beherrschen. 

Das zweite Yama lautet Satya, was im Sanskrit übersetzt Wahrhaftigkeit oder Wahrheit heißt. Es bedeutet, dass Yogis und Yoginis ehrlich gegenüber sich und anderen sein sollen. Es heißt auch uns selbst nicht zu belügen und somit auch seine eigenen Fehler einzugestehen. Indem wir wahrhaftig sind, können wir nämlich ein freieres und authentischeres Leben führen. Trotz all dem wird es gemäß dem Yamas Satya aber nicht immer als erstrebenswert gesehen ausschließlich die Wahrheit zu sagen. Schließlich kann die Wahrheit auch andere verletzen, was gegen das erste Yama verstoßen würde. Beim Satya geht es somit auch darum, darauf zu achten, was und wie wir etwas sagen und bewusst mit unseren Worten umzugehen. 

Das dritte Yama ist Asteya und bedeutet, dass wir nichts nehmen sollten, was uns nicht gehört oder gegeben wurde. Zum einen kann dies natürlich bedeuten keine physischen Gegenstände oder Sachen zu stehlen. Zum anderen macht uns dieses Yama aber auch darauf aufmerksam, darauf zu achten, Dinge von anderen nicht zu stehlen. Dazu gehört beispielsweise auch nicht die Verdienste anderer, als die eigenen auszugeben oder andere nicht zu täuschen, die einem etwas anvertrauen. Das Yama bekräftigt uns somit, bewusst weniger zu nehmen und mehr zu geben. 

Dieses Yama bedeutet soviel wie „Enthaltsamkeit“ oder „Maßhalten“. In dem Wort ist der Name „Brahma“ enthalten, welcher als einer der Hauptgötter des Hinduismus gilt und für Schöpfung steht. Früher ist dieses vor allem im Sinne des Zölibats verstanden worden, wobei dies heute als nicht mehr zeitgemäß gilt. Heute bedeutet es vielmehr Selbstbeherrschung in den verschiedensten Lebensbereichen zu erreichen. Dies heißt, bewusster zu leben und möglichst auf „schlechte“ Übermaße oder Abhängigkeiten zu verzichten. Die Bedeutung dieses Yamas kann individuell variieren. So kann es zum Beispiel bedeuten auf Suchtmittel wie Drogen oder Alkohol zu verzichten oder sie einzugrenzen, auf ungesundes oder tierisches Essen zu verzichten oder auch sein Übermaß an Konsum von sozialen Medien eine Auszeit zu geben. Auf dem Weg des Brahmacharya sollen wir damit unsere Sinne ausbalancieren und mehr Freude in unser Leben bringen. 

Aparigraha bezeichnet das letzte Yama und bedeutet soviel wie „Nicht-Zugreifen“. Es fordert damit nicht (hab-)gierig zu sein, weniger Besitz anzuhäufen und sich so auf das zu Reduzierung, was wir wirklich brauchen. Das letzte Yama lässt sich damit sehr passend auf den kontinuierlichen Konsum beziehen. Um dein Leben gemäß Aparigraha auszurichten, solltest du dich fragen, was du wirklich brauchst und was du bereits hast. Vermutlich wird dir dies in der heutigen Konsumgesellschaft zunächst schwerfallen. Doch die Erkenntnis nur wenig zu benötigen und sich auf die eigenen Besitztümer zu beschränken kann einiges an Freiheit und Erfüllung in dein Leben bringen.